Nördlicher Gelbwangen-Schopfgibbon
Zoo und Tierpark Berlin engagieren sich zusammen für den Schutz des Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbons in Vietnam.
Projektinfo
- Projektpartner
Zoologische Gesellschaft Frankfurt Vietnam und Stiftung Artenschutz
- Tierart
Nördlicher Gelbwangen-Schopfgibbon (Nomacsus annamensis)
- Bedrohungsstatus laut IUCN
Stark gefährdet (EN)
- Einsatzort
Kon Ka Kinh National Park und Kon Cha Rang Nature Reserve, Vietnam
- Größte Bedrohung durch
Lebensraumverlust und Jag
- Lösungsansatz
Populations- und Habitatschutz, Aufklärung der lokalen Bevölkerung
Bedrohungsstatus laut IUCN
Zwerge der Wälder
Der Zoo Berlin hält Gibbons bereits seit 1900, im Tierpark Berlin leben die kleinsten Vertreter der Menschaffen seit 1962. Gibbons kommen im natürlichen Lebensraum nur in Wäldern Südostasiens vor. Dort leben sie in kleinen Familienverbänden, oder paarweise. Ein Gibbon-Paar bleibt ein Leben lang zusammen. Im Gegensatz zu den anderen Menschaffen markieren Gibbons ihr Revier durch Gesang. Ein morgendliches Gibbon-Duett kann problemlos bis zu 1km weit gehört werden. Auch in Sachen Fortbewegung brechen die wendigen Kletterer einige Rekorde – mit Sprüngen von einer Weite von bis zu 15 Metern und einer Geschwindigkeit von bis zu 55km die Stunde, bewegen sich Gibbons ausgesprochen schnell von Ast zu Ast.
Zuhause im Hotspot der Artenvielfalt
Der Kon Ka Kinh Nationalpark und das Kon Chu Rang Naturschutzreservat in Zentral-Vietnam ist die Heimat des stark gefährdeten Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbon. Seinen Namen verdankt diese Gibbon-Art den leuchtend gelben Wangen der ansonsten schwarzgefärbten Männchen. Das dicht bewaldetet Gebiet setzt sich aus unterschiedlichen Waldtypen zusammen und ist durchzogen von wichtigen Wasserläufen. Diese natürlichen Gegebenheiten machen die Wälder zu einem Hotspot der Artenvielfalt. Neben dem Gelbwangen-Schopfgibbon profitieren mindestens 40 andere Säugetierarten, 160 Vogelarten und 51 Reptilienarten von diesem geschützten Zufluchtsort.
Geschützt und doch gefährdet
Obwohl Gibbons durch das Gesetz offiziell unter Schutz gestellt sind, nimmt ihr Bestand weiter ab. Der Verlust von geeignetem Lebensraum und die illegale Jagd auf die Affen, setzen der verbliebenen Population stark zu. Die Primaten werden hauptsächlich für den Heimtierhandel und wegen ihres Fleisches gejagt. Schätzungen zufolge leben rund 180 Gibbons in Zentral-Vietnam - Tendenz sinkend. Jäger halten sich tagelang auf der Suche nach Wildtieren im Wald auf. Sie übernachten in Wilderer-Camps und dringen somit gezielt in die Tiefen der Wälder vor. Der morgendliche Gesang der Gibbons ist aus der Ferne gut zu hören und erleichtert es den Wilderern, die sonst schwer sichtbaren Primaten im Wald aufzuspüren und schließlich zu fangen oder zu töten.
Rettende Gesänge
Die Artenschützer*innen der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt Vietnam machen sich die Gesänge der Gibbons zunutze, um ihre Verbreitung und den Bestand zu erforschen. Jeder Gibbon hat einen individuellen Gesang und lässt sich so gezielt identifizieren. Die Mitarbeiter*innen sitzen auf 36 „Horchposten“ die im Wald verteilt sind und notieren sich Informationen zu den anschwellenden Gibbon-Gesängen. Zoo und Tierpark Berlin unterstützen die Arbeit im Monitoring der lokalen Population. Auf den Horchstationen werden zukünftig Audiogeräte installiert sein und die Gibbon-Gesänge aufzeichnen. Durch die Aufzeichnungen ist es möglich, ein genaueres Bild über die Zusammensetzung der lokalen Population zu bekommen und Individuen zuverlässig zu identifizieren. Mit diesem Wissen können weitere wichtige Schutzmaßnahmen geplant und umgesetzt werden.
Fotos vor Ort: © Nguyen Van Truong