Artenschutz im Zoo
Zoologische Gärten gelten heute als moderne Archen, die sich auf vielfältige Weise für den Schutz bedrohter Tiere und ihrer Lebensräume einsetzen. Neben dem Engagement in Projekten vor Ort findet ein entscheidender Teil der Artenschutzarbeit in den Zoos selbst statt.
„Made in Berlin“ - Erhaltungszucht im Zoo Berlin
Die Zoologischen Gärten Berlin unterstützen einen Großteil aller internationalen Erhaltungszuchtprogramme. Indem Zoos außerhalb der natürlichen Lebensräume stabile Reserve-Populationen aufbauen und Projekte zur Auswilderung sowie Wiederansiedelung unterstützen, leisten sie einen wesentlichen Beitrag zum langfristigen Erhalt bedrohter Tierarten. Dazu gehören nicht nur die Haltung und Pflege der Tiere in ihren Ersatzlebensräumen: Eingebettet in internationale Netzwerke wie dem Europäischen Zooverband EAZA findet das aktive Management einer Tierart in Form von Zuchtbüchern und Ex-Situ-Programme wie dem EEP statt. Ziel ist es – über geografische und politische Grenzen hinweg – weltweit eine möglichst große genetische Vielfalt innerhalb einer Tierart zu bewahren. Die Zoologischen Gärten Berlin sind hier vor allem bekannt für ihr Engagement bei Okapi, Bonobo, Wisent, Gavial, Vietnamesischer Fasan, Schmalstreifenmungo und Amurtiger.
EAZA, EEP und Co.
Ex-Situ: In menschlicher Obhut, außerhalb ihres natürliches Verbreitungsgebietes (in-Situ) wie beispielsweise in Zoos.
EEP: Seit 1985 gibt es neben den Zuchtbüchern das sogenannte Europäische Erhaltungszuchtprogramm der EAZA. Als Ex-Situ-Programm dient es dem Ziel, eine Art in menschlicher Obhut außerhalb des natürlichen Lebensraumes bestmöglich zu managen. Ein EEP-Programm kann dabei je nach Tierart unterschiedliche Schwerpunkte wie Erhaltungszucht, Auswilderung oder Edukation haben.
EAZA: „European Association of Zoos and Aquaria“, Europäischer Zooverband, der gemeinsam mit anderen Regionalen Zooverbänden aus den USA (AZA) oder Südostasien (SEAZA) im Dachverband WAZA – World Association of Zoos and Aquaria – organisiert ist.
Zuchtbücher: Ein erster Schritt für das internationale Management von Tierpopulationen war die Einrichtung von Zuchtbüchern. 1923 wurde mit dem Zuchtbuch für den europäischen Wisent im Zoo Berlin das erste derartige Tierverzeichnis angelegt. Der Zuchtbuchführer koordiniert die Weitergabe von Tieren zum Erhalt der Vielseitigkeit des Erbgutes in der Population. Zuchtbücher können auch Empfehlungen zur Verbesserung von Haltungsbedingungen enthalten.
„Nur was wir kennen, lernen wir zu schätzen und nur was wir schätzen, werden wir schützen.“
Nachhaltiges Lernen im Zoo Berlin
Menschen für Tiere und Natur zu begeistern ist eine zentrale Aufgabe moderner Zoos. Als wissenschaftlich geführte Einrichtung nimmt der Zoo Berlin seinen Bildungsauftrag ernst. Wissensvermittlung findet hier auf vielfältige Weise statt. Durch das Beobachten und Wahrnehmen der Tiere mit allen Sinnen, in Form ansprechend aufbereiteter Informationen auf Schildern im Park und bei kommentierten Fütterungen durch die Tierpfleger.
Als Botschafter ihrer Art schaffen die tierischen Bewohner im Zoo Berlin durch Emotionen etwas, das Lehrbüchern nur schwer gelingt: Begeistern, Mitreißen und Sensibilisieren - für bedrohte Tiere, ihre natürlichen Lebensräume und ihren Schutz. Das Herz des Zoo Berlin als außerschulischem Lernort ist die Zooschule mit ihrem umfangreichen Angebot für jede Zielgruppe.
Neue Erkenntnisse als Basis für Tier- und Artenschutz
Die wichtigste Grundlage für den Schutz einer Tierart ist Wissen. Ohne Kenntnisse über Bestandszahlen, Ernährung und bevorzugte Lebensräume der Tiere können weder die Ursachen der Bedrohung noch geeignete Schutzmaßnahmen gefunden werden. Deshalb ist Forschung eine der vier Kernaufgaben von Zoologischen Gärten. Denn einige Verhaltensbeobachtungen sind ausschließlich in Zoos möglich, wenn die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum schwer oder gar nicht zu beobachten sind. Darüber hinaus sind die Zoologischen Gärten Berlin wichtige Partner für Berliner Universitäten und anderen bedeutende Forschungseinrichtungen wie dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), bei der Erforschung des Tierverhaltens (z.B. das Sozial- und Reproduktionsverhalten) sowie um tiermedizinische Erkenntnisse zu sammeln. Neben dem wertvollen Fachwissen, das in zoologischen Einrichtungen mit der Haltung der Tiere gewonnen wird, unterstützen Zoos, Forschungsvorhaben auch personell und finanziell. So helfen die Zoologischen Gärten Berlin Forschern beispielsweise dabei, mehr über die Eisbären in der Arktis zu erfahren, um auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse geeignete Schutzgebiete ausweisen zu können.