Sich von den Eltern distanzieren, bis mittags ausschlafen, futtern, wann immer es einem passt – der Weg zum Erwachsenwerden verläuft bei Großen Pandas scheinbar nicht viel anders als beim Homo sapiens. Die Berliner Pandas Pit und Paule feiern heute ihren dritten Geburtstag und wurden zu ihrem Ehrentag mit einer schmackhaften Geburtstags-Überraschung beglückt: Bambussprossen auf Eis und ein kühles Bad erwarteten die Bärenbrüder zum Frühstück. Inmitten der schneebedeckten Spielwiese thront eine schmackhafte Drei aus gefrorenem Rote-Bete-Saft umringt von feinsten Bambussprossen. „Für Nahrungsspezialisten wie Großen Pandas bedarf es schon einiges an Kreativität, um eine angemessene Geburtstagsüberraschung zu zaubern“, erklärt Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. „Große Pandas ernähren sich nahezu ausschließlich von Bambus und ihr Verdauungstrakt hat sich an den Verzehr des kalorienarmen Süßgrases angepasst. Für Raubtiere ein höchst ungewöhnlicher Speiseplan.“ Um ihre Lieblingsnahrung fest im Griff zu haben, haben sich die Bambusspezialisten eine Art Extradaumen zugelegt. Dieser vergrößerte Handwurzelknochen ermöglicht ihnen das optimale Greifen der Bambusstäbe.
Bärenstarke Teenager
„Eine Geburtstagsleckerei muss nicht nur gut schmecken, sondern darf auch etwas Spiel und Spaß mitbringen“, erklärt Tierpfleger Corvin Schmohl, der sich zusammen mit dem Panda-Team die Geburtstagsüberraschung ausgedacht hat. „Abwechslungsreiche Beschäftigungsmöglichkeiten sind wesentlicher Bestandteil unserer Tierhaltung.“ Trotz „Pubertät“ sind Pit und Paule nach wie vor ein harmonisches Geschwisterpaar. Pit ist auch weiterhin der strebsamere der beiden Panda-Zwillinge, was sich vor allem beim medical training bemerkbar macht. Paule dagegen hat seine Kratzbürstigkeit der letzten Jahre etwas abgelegt und gibt sich entspannter und erwachsener. Er war der erste von beiden, der den gedeckten Geburtstagstisch inspizierte, erst kurz darauf kam Bruder Pit um Paule beim Bambusschmaus Gesellschaft zu leisten.
Hintergrund
Im Zoo Berlin leben seit Sommer 2017 Deutschlands einzige Große Pandas. Am 31. August 2019 brachte Panda-Dame Meng Meng (9) zwei Baby-Pandas (Pit: 186 g und Paule: 136 g) zur Welt. Sie waren der erste Panda-Nachwuchs, der jemals in Deutschland geboren wurde. Vater Jiao Qing (12) ist bei der Aufzucht – wie für Große Pandas typisch – nicht beteiligt. Pit und Paule leben bereits seit letztem Jahr getrennt von Mutter Meng Meng. Abwechselnd bewohnen die Bären die verschiedenen Panda-Anlagen im Zoo Berlin. In der Regel trennen sich Mütter und Jungtiere in einem Alter von zwei bis vier Jahren. Ab einem Alter von fünf bis sechs Jahren werden männliche Pandas geschlechtsreif. Wann die Berliner Bärenbrüder endgültig eigene Wege gehen werden und nach China ziehen werden, steht derzeit noch nicht fest. Hierfür laufen aktuell die notwendigen Abstimmungsprozesse. Nach der letzten Zählung des weltweiten Bestandes geht man von nur noch 1.864 ausgewachsenen Großen Pandas im natürlichen Lebensraum aus. Daher wird der Panda auf der Roten Liste für bedrohte Arten der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet eingestuft.