Traumberuf Tierpfleger*in
Beim Praktikumstag in der kürzlich eröffneten Nashornpagode begleitet unser grauer Riesenfreund Mario Hammerschmidt, Tierpfleger und Revierleiter bei den Dickhäutern, bei seiner täglichen Arbeit mit Nashorn, Tapir und Pustelschwein.
Bei einem Blick hinter die Kulissen der neuen Erlebniswelt wird schnell klar: Tierpfleger*in sein, ist gar nicht so einfach – starke Muckis und ein kluges Köpfchen sind gefragt. Wie viele Schubkarren voll Futter frisst ein Nashorn? Wie sieht eine Nashorn-Toilette aus? Und warum zählen Nashörner zu den bedrohten Tierarten? Schaut rein bei Pommes mit Mario…ääh, Mayo.
Die Sommerferien sind gestartet, für viele heißt das: Ausbildungssuche oder Sommerpraktikum im Traumberuf und herausfinden, ob die ausgewählte Richtung tatsächlich die geeignete ist. Marco König ist stellvertretende Abteilungsleitung der Tierpflege und seit fast 30 Jahren für den Zoo Berlin, unter anderem als Tierpfleger und Revierleiter für viele Huftiere tätig. Wir haben mit ihm über den Traumberuf Tierpfleger*in gesprochen und inwieweit Vorstellung und Realität voneinander abweichen.
Redaktion: Beim Tierpflege-Beruf denkt man sofort an Streicheln von niedlichen Tierbabys und an engen Kontakt mit faszinierenden Tierarten. Doch der Beruf hat ein breiteres Tätigkeitsfeld. Wie sehen die täglich anfallenden Aufgaben in der Tierpflege wirklich aus?
Marco König ( M.K.): Viele haben oftmals eine falsche und fast romantische Vorstellung vom Tierpflege-Beruf. Es gehört viel mehr dazu, mit exotischen Tieren zu arbeiten, als diese mit Futterleckerlis zu verwöhnen und Streicheleinheiten zu verteilen. Etwa 70 bis 80 Prozent der Arbeit besteht ganz realistisch gesehen daraus, die Anlagen der Tiere sauber zu machen, zu putzen und auszumisten. Die Arbeit ist sehr körperlich und kann ziemlich anstrengend sein – und das bei 30 Grad im Sommer genauso wie bei Kälte im Winter, sowohl an Feiertagen als auch am Wochenende. Das Futter für die Tiere muss vorbereitet und verteilt werden. Tierpfleger*innen erkennen Krankheiten und beugen vor. Natürlich unterstützen sie auch bei Behandlungen von kranken Tieren und sind meist auch für die Nachbehandlung, wie zum Beispiel für die Medikamentengabe, verantwortlich. Auch Tierbeschäftigungen und medizinische Tiertrainings sind Teil des Jobs. Heutzutage ist man allerdings in der Tierpflege nicht mehr nur allein für die Tiere verantwortlich: Die Mitgestaltung der Tiergehege sowie kommentierte Fütterungen oder das Kommunizieren mit Gästen gehören ebenfalls mit dazu. Der Zoo Berlin wird täglich von vielen Familien, Schulgruppen und Touristen besucht, da sind grundlegende Sprachkenntnisse und eine generelle Kommunikationsfähigkeit – zum Beispiel auch für Interviews – ein immer wichtiger werdender Bestandteil des Berufs.
Redaktion: Wie läuft das Bewerbungsverfahren für Azubis und die Tierpflege-Ausbildung ab?
M.K.: Das Bewerbungsverfahren besteht aus einem Einstellungstest und einem persönlichen Gespräch. Bei minderjährigen Bewerber*innen ist ein ärztliches Gutachten notwendig, wo die körperliche Eignung für den Beruf bestätigt wird. Die ersten beiden von insgesamt drei Lehrjahren der Ausbildung werden in verschiedenen Tierrevieren absolviert. So erhalten alle Azubis einen guten Einblick in die Vielfalt des Tierbestandes und die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer tierischen Schützlinge. Das dritte Lehrjahr verbringt man dann fest in einem Revier oder holt versäumte Reviere nach, die Prüfungsrelevanz haben. Besonders die gefährlichen Tiere sind erst im dritten Lehrjahr dran. Hier sind vor allem auch die Sicherheitssysteme wichtig und da gilt besondere Aufmerksamkeit. Ebenso ist man dann auch an Wochenenden und Feiertagen im Dienst. Nebenbei steht noch die Berufsschule an, wo Grundwissen über Tierhaltung, Anatomie, Verhaltenslehre, Taxonomie, Futtermittel sowie Tier- und Naturschutzgesetze vermittelt werden. Natürlich sind auch Mathe und Englisch Teil des Stundenplans. Wichtig ist, dass die Bewerber*innen sich im Vorfeld mit dem Beruf auseinandersetzen und klar ist, worauf sie sich einlassen.
Redaktion: Worauf wird bei Auswahl an Bewerbenden geachtet? Was muss man mitbringen und gibt es Tipps zur Berufsorientierung?
M.K.: Wichtig ist, dass die Bewerber*innen Begeisterung für den Beruf in der Tierpflege mitbringen. Interesse an Tieren und eine Bindung zur Natur sind unabdingbar. Wer Angst hat, sich dreckig zu machen oder nicht gerne mit anpackt, ist für diese Arbeit nicht geeignet. Einfühlungsvermögen sowie eine gute Beobachtungsgabe sind genauso wichtig wie Zuverlässigkeit und Durchhaltevermögen. Generell muss mindestens ein Realschulabschluss vorliegen, aber wir haben auch Bewerber*innen mit Abitur. Ein vorheriges Praktikum in einem Zoo oder einer zooähnlichen Einrichtung ist heutzutage notwendig und Grundvoraussetzung. Wir merken sehr schnell, wer den Beruf nur als Möglichkeit sieht, Tiere zu streicheln und nette Fotos auf Social Media zu posten. Ebenso sollte man sich auch mit dem Zoo Berlin auseinandergesetzt haben. Im Bewerbungsgespräch fällt sofort auf, wer sich nicht informiert hat. Daher empfehle ich immer, vorab den Zoo zu besuchen, sich ein Bild vor Ort zu machen, sich auf unserer Website über den Betrieb zu informieren, sich unsere Artenschutzprojekte anzuschauen und so viele Infos wie möglich zu sammeln. Die Konkurrenz ist groß, aber mit Motivation und Engagement kann man glänzen und herausstechen.
Die Tierpflege-Ausbildung 2024 startet im September 2024 und die Bewerbungen laufen bis 01. November 2023. Alle Informationen zur Ausbildung im Zoo sind hier zu finden.