Grenzen überwinden
Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen sich auf vielfältige Weisen. Mit Hilfe des "One Health"-Ansatzes wird der Zusammenhang zwischen humaner Medizin, Tiergesundheit und Umweltschutz in den Fokus gerückt, um globale Gesundheitsprobleme gemeinschaftlich zu lösen.
Das "Breaking Barriers"-Event im Oktober 2023 im Tierpark Berlin brachte Expert*innen und Entscheidungsträger*innen aus verschiedesten Bereichen zusammen, um Themen wie Umweltverschmutzung, Bodengesundheit, invasive Arten, Naturschutz und bessere Kommunikation intensiv zu diskutieren, Kollaborationen zu fördern und konkrete Maßnahmen anzustoßen.
Wir sprachen mit Katharina Sperling, Leiterin des Artenschutzprogramms von Zoo und Tierpark Berlin, die ebenfalls zu den Vortragenden der Konferenz gehörte.
Wie hängt unsere Gesundheit mit der Natur zusammen?
Katharina Sperling (K.S.): Unsere Gesundheit und die Natur sind eng verknüpft. Die Natur liefert uns frische Luft, sauberes Wasser und Nahrung. Intakte Natur kann wissenschaftlich nachgewiesen positive Auswirkungen auf unsere mentale Gesundheit haben. Zeit in der Natur kann Stress reduzieren, die Stimmung heben, die Konzentration steigern und sogar Symptome von Angst und Depression lindern.
Aber eine gesunde Natur schützt uns auch vor gefährlichen Krankheiten. Pandemien können entstehen, wenn wir die Natur aus dem Gleichgewicht bringen, insbesondere wenn wir in die Lebensräume von Tieren eindringen und Krankheitserreger vom Tier auf den Menschen und andersherum übertragen werden.
Wie kann Naturschutz dazu beitragen, das Entstehen von Krankheiten für uns Menschen zu verhindern?
K.S.: Viele Krankheitserreger, die Pandemien auslösen können, haben ihren Ursprung in der Tierwelt. Die weltweite Corona-Pandemie hat uns auf tragische Weise vor Augen geführt, welche schwerwiegenden Konsequenzen das haben kann. Um zukünftige Pandemien zu verhindern, benötigen wir also nicht nur ein starkes Gesundheitssystem, sondern vor allem präventive Maßnahmen. Wenn wir unsere Ökosysteme bewahren und die Artenvielfalt schützen, verringern wir das Risiko, dass Krankheitserreger vom Tier auf den Menschen überspringen. Intakte Ökosysteme bilden natürliche Barrieren gegen die Ausbreitung von Krankheiten. Daher ist der Schutz der biologischen Vielfalt von größter Bedeutung, um künftige Pandemien zu verhindern.
Welche Lösungen gibt es für diese Probleme?
K.S.: Ein bekanntes Sprichwort lautet: 'Wenn du schnell gehen willst, dann gehe allein. Wenn du weit gehen willst, dann musst du mit anderen zusammen gehen.' Wir stehen vor enormen Herausforderungen, also müssen Institutionen, Forschende und Regierungen sektorübergreifend zusammenarbeiten, um Probleme bereits bei ihrer Entstehung anzugehen. Dennoch kann auch jeder Einzelne einen konkreten Beitrag leisten, indem er nachhaltige Lebensstilentscheidungen trifft: Müllvermeidung und Energieeinsparung, umweltfreundliche Landwirtschaft und einen verantwortungsvollen Konsum von Ressourcen in Betracht zieht.
Welche Rolle spielen Zoologische Einrichtungen wie Zoo und Tierpark Berlin dabei?
K.S.: Moderne zoologische Einrichtungen wie Zoo und Tierpark Berlin übernehmen eine Schlüsselrolle im One-Health-Ansatz. Wir engagieren uns in verschiedenen Bereichen, darunter Forschung zur Tiergesundheit, umfangreiche Umweltbildung, die jährlich über 5 Millionen Menschen erreicht, aktive Beteiligung an Arterhaltungsprogrammen und den Schutz gefährdeter Arten und ihrer Lebensräume in mehr als 35 Projekten im Rahmen unseres Artenschutz-Programms 'Berlin World Wild'. Dies ist die Grundlage unserer Mission, und wir betrachten es als unsere Verpflichtung, dieser bestmöglich nachzukommen.
© Frank Peters |Fotografie