Taub, blind und orientierungslos stolpert Tosca durch ihren Stall. Beim Ortstermin der Ethikkommission am Montagvormittag gibt die Eisbärdame Tosca ein trauriges Bild ab. Gemeinsam mit externen Fachtierärzten und Tierschutzbeauftragten, den zuständigen Tierpflegern, Kuratoren und Tierärzten wurde entschieden, die greise Eisbärdame Tosca zu erlösen, bevor das Leiden zunimmt. Knapp 30 Jahre ist Tosca mittlerweile alt. Eisbärweibchen haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 25 bis 30 Jahren. Tosca, die 1986 in Kanada geboren wurde, lebt seit Dezember 1998 im Berliner Zoo. Sie stammt aus dem Staatszirkus der DDR und ist den Berlinern bestens als Mutter von Eisbär Knut bekannt.
Das Verhalten von Tosca hat sich in den letzten Wochen drastisch verschlechtert: Sie ist erblindet und taub, findet ihr Futter nicht mehr. Ihr Geruchssinn ist erloschen. Obwohl sie gut frisst, hat sie stark abgenommen. Seit ca. zwei Wochen lebt Tosca nur noch im Stall.
„Da wir nicht davon ausgehen, dass sich die Lebenssituation von Tosca ändern wird und wir ihr unnötiges Leiden ersparen wollen, haben wir entschieden, die Eisbärdame einzuschläfern. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und dafür erstmals im Zoo Berlin eine Ethikkommission einberufen. Da es unsere Tiere sind, sind wir immer befangen. Tierschutzbeauftragte der FU Berlin und Amtstierärzte haben uns bei der Entscheidung geholfen.“ sagt Zoodirektor und Tierarzt Dr. Andreas Knieriem.
Tosca wird in den nächsten Tagen eingeschläfert. Im Sinne des Tieres wird der geeignete Zeitpunkt gewählt. Anschließend wird das Tier an das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) gebracht, wo sie von erfahrenen Pathologen intensiv untersucht wird, um den Grund ihres Leidens möglichst bald aufzuklären
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Im Zoo Berlin lebt noch eine Eisbärin, Katjuscha (30 Jahre alt). Eisbären sind Einzelgänger, sodass Katjuscha – auch ohne Tosca – ihren Lebensabend im Zoo Berlin genießen kann. Erst nach ihrem Tod werden Zukunftspläne für eine Eisbärenhaltung im Zoo Berlin erstellt.