Eröffnung der Nashorn-Pagode im Zoo Berlin

Leuchtturm für den Artenschutz setzt ein Zeichen

    “Es sind nicht die Fakten, die uns zum Umdenken bringen. Es sind die herzergreifenden Geschichten dahinter.“ Zoo und Tierpark Direktor Dr. Andreas Knieriem

    Im Zoo Berlin wurde nach rund zweijähriger Bauzeit ein Leuchtturm für den Artenschutz feierlich eröffnet. Im Zentrum der neuen Nashorn-Pagode steht eine der größten Erfolgsgeschichten des Artenschutzes, die es auf dem asiatischen Kontinent jemals gegeben hat: Die Rettung des Panzernashorns. Ab dem 24. Juni können die Besucher*innen sich hier unweit des Löwentors von badenden Nashörnern, Pustelschweinen und Tapiren begeistern lassen und mehr über den Artenschutz in Berlin und der Welt erfahren.

    „Anfang des 20. Jahrhunderts wäre das Panzernashorn fast ausgerottet worden, denn es gab im natürlichen Lebensraum weniger als 200 Tiere. Doch dank außerordentlicher Schutzmaßnahmen konnte diese majestätische Tierart gerettet werden und mit dem Nashorn ein gesamtes Ökosystem erhalten bleiben“, berichtet der Zoologischer Leiter Christian Kern. Das Panzernashorn ist damit ein gewichtiges Beispiel für eine sogenannte „Umbrella-Species“ – eine charismatische Tierart, von deren Schutzmaßnahmen viele andere, unbekanntere Tier- und Pflanzenarten profitieren. Nachdem die Panzernashörner unter Schutz gestellt und Nationalparks als Rückzugsort eingerichtet wurden, konnten sich die Bestände allmählich erholen. „Die Nashorn-Pagode ist ein bedeutsamer Schritt in unserer Mission den Artenschutz voranzutreiben und den bedrohlichen Verlust unserer Biodiversität, am Beispiel der Panzernashörner, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken", erklärt Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. "Wir wollen auf verschiedene Weise ihre Zukunft sichern: Im Zoo Berlin schaffen wir ein sicheres Umfeld für die Tiere und ihre Nachkommen. Gleichzeitig wollen wir Verständnis für die Bedrohungsfaktoren schaffen und die Bereitschaft für den Schutz dieser und anderer gefährdeter Tierarten fördern." Deshalb baut der Zoo Berlin sein Engagement im Schutz bedrohter Arten in ihren natürlichen Lebensräumen sukzessive aus. Im Zoo Berlin gesammelten Spenden fließen in das Artenschutz-Programm der Zoologischen Gärten Berlin Berlin World Wild und kommen unter anderem dem Nashornschutz in Indien zugute. "Wir sind stolz auf die Erfolgsgeschichte der Nashörner. Im vergangenen Jahr wurde dank der proaktiven Maßnahmen der Regierung von Assam kein einziges Nashorn in Assam gewildert", erklärt der IUCN Nashorn-Experte Dr. Bibhab Talukdar, Geschäftsführer der Naturschutzorganisation Aaranyak. Durch die starke Präsenz vor Ort hat Aaranyak die proaktiven Maßnahmen der Regierungsbehörden in Assam ergänzt und unterstützt. "Nur mit verlässlichen Partnern wie dem Zoo Berlin können wir die Regierungsbehörden weiterhin dabei unterstützen, die Zukunft des Nashorns in Indien zu sichern. Wir sind sehr dankbar für unsere Verbündeten im Artenschutz", fügt er hinzu.

    Weitere Infos zum Projekt: https://www.zoo-berlin.de/de/artenschutz/weltweit/panzernashorn

    Die Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Franziska Giffey betonte bei der Eröffnung der Nashorn-Pagode die Bedeutung der Investitionen: „Wir haben vor kurzem eine neu gestaltete Savannenlandschaft samt Giraffenpfad im Tierpark Berlin eröffnet und nun folgt mit der neuen Nashorn-Pagode im Zoologischen Garten das nächste Highlight. Gefördert mit 15,4 Millionen Euro aus GRW-Mitteln erhält der Zoo ein neues Wahrzeichen und die vier Panzernashörner Inesh, Sanjay, Jhansi und Betty ein wunderbares Zuhause. Es ist auf die Bedürfnisse der Tiere zugeschnitten und wird auch die Berlinerinnen und Berliner und unsere Gäste aus aller Welt begeistern. Kaum ein anderes Tier steht so sehr für vom Aussterben bedrohte Arten, wie das Nashorn. In der neuen Pagode kann man diesen beeindruckenden Dickhäutern ganz nah kommen und sie sogar durch eine weltweit einmalige Unterwasserglasscheibe beobachten. Das ist ein tolles Erlebnis für alle kleinen und großen Besucherinnen und Besucher und zugleich ein wichtiger Beitrag für die Umweltbildung und den Artenschutz. Unser Zoo und der Tierpark sind echte Publikumsmagneten auch über die Stadtgrenzen hinaus. Durch die neuen Attraktionen stärken wir den Berliner Tourismus und damit auch die wirtschaftliche Entwicklung in unserer Stadt. An solchen Projekten sieht man, wie wichtig der Einsatz von GRW-Mitteln für unsere Stadt ist, ohne die das nicht möglich wäre. Deshalb kann ich an dieser Stelle auch nur die Bundesregierung erneut dazu auffordern, im Zuge der Aufstellung des Bundeshaushalts keine Kürzungen bei den GRW-Mitteln vorzunehmen.“ Das Gebäude wird durch Kunst am Bau ergänzt: Unmittelbar vor dem Eingang zur Nashorn-Pagode befindet sich das Kunstwerk „Ein Horn“, des französischen Künstlers Adrien Missika, der in einem Auswahlverfahren mit seinem Entwurf überzeugte.

    Neues Highlight in der City West

    Auf rund 14.000 Quadratmetern wurde im Zoo Berlin eine naturnahe Sumpflandschaft mit zahlreichen Badebecken, Wasserfällen, Duschen und Schlammsuhlen gestaltet, die dem natürlichen Lebensraum der Tiere nachempfunden ist. Das mehr als 2.000 qm große Haus erfüllt die hohen Ansprüche an eine moderne Tierhaltung. Gerade Panzernashörner, die sich in ihrem natürlichen Lebensraum auf weichen, sumpfigen Untergründen bewegen, benötigen für ihre empfindlichen Nashornfüße ganz spezielle Bodenbeläge. Bei den Innen- und Außenbereichen wurde daher auf besonders weiches Material geachtet. Da Panzernashörner viel Zeit im Wasser verbringen, steht den vier Dickhäutern auf rund 5.000 qm eine naturnahe Nashorn-Wellnesslandschaft mit fünf Badebecken und drei Schlammsuhlen samt Duschen zur Beschäftigung, Hautpflege und Abkühlung zur Verfügung. Abwechslung für alle Sinne bieten auch die übrigen WG-Bewohner: Sieben Visaya-Pustelschweine teilen sich das Zuhause mit den vier Panzernashörnern, haben aber jederzeit die Möglichkeit, sich in ihre exklusive Schweine-Lounge zurückzuziehen, wenn ihnen die Interaktion mit den schwergewichtigen Kolossen zu intensiv wird. Abgerundet wird das Dickhäuter-Verwöhn-Programm mit Totholzbäumen und -stämmen, die jederzeit als selbstständige Massage-Stationen genutzt werden können. Architekt Kieran Stanley ist stolz auf das Ergebnis: „Die Nashorn-Pagode als Leuchtturm für Artenschutz ist eine architektonisch komplexe und moderne Hommage an die historischen Gebäude des Zoo Berlin. In der neuen Mixed-Species-Anlage sind Architektur, Landschaftsarchitektur und Didaktik ganzheitlich aufeinander abgestimmt. Wir laden die Gäste ein, Teil des nachgebildeten Lebensraums der Tiere zu werden, damit sie aufgrund der räumlichen und emotionalen Nähe zu ihnen von den didaktisch wichtigen Botschaften zum Artenschutz erreicht werden.“ Die erfolgreiche Umsetzung des in der Planung und im Bau herausfordernden Projekts basiert auf einer co-kreativen, partnerschaftlichen Zusammenarbeit aller Disziplinen in enger Abstimmung zwischen dan pearlman Erlebnisarchitektur und dem Zoo Berlin. „Die Nashorn-Pagode ist durch den 25 m hohen, Turm im Zentrum der Anlage das höchste Gebäude im Zoo Berlin und als neues Wahrzeichen für den Zoo Berlin auch weit über die Grenzen des Zoos hinaus sichtbar. Unsere Gäste haben hier die einzigartige Möglichkeit, die Nashörner aus nächster Nähe zu beobachten und mehr über ihre Lebensweise und die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, zu erfahren“, erklärt Frank Bruckmann, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Zoo Berlin AG. Im Inneren der Nashorn-Pagode können sich die Gäste auf eine Reise in die Heimat der faszinierenderen Panzernashörner begeben, mehr über ihren Lebensraum im Nordosten Indiens erfahren und sich mit den großen Fragen der Zukunft auseinandersetzen: Was bedeutet der Verlust der Biodiversität? Welche Hoffnungsschimmer gibt es und wie kann ich selbst einen Beitrag zum Artenschutz leisten?


    Zahlen, Daten und Fakten

    Tiere

    • 4 Panzernashörner (Rhinoceros unicornis)
      • Inesh *8.9.2020 (aus dem West Midland Safari Park)
      • Sanjay *1.3.2017 (aus dem Zoo Edinburgh)
      • Jhansi *20.7.1990 (aus dem Dierenreijk Europa)
      • Betty *21.1.1995 (aus dem Zoo Berlin)
    • 2 Flachlandtapire (Tapirus terrestris)
      • Pablo *6.11.2009
      • Ines *5.12.2006
    • 7 Visaya-Pustelschweine (Sus cebifrons negrinus)


    Gebäude und Anlagen

    •  Gesamtprojektbudget 23 Mio. €
      •  18 Mio. € Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW) – davon 90% Fördermittel und 10% Eigenmittelanteil
      • 5 Mio. € Eigenmittelanteil für Honorarleistungen
    • Projektbeginn: November 2017 (Planungen) | Oktober 2020 (Abbruch des alten Hauses)
    • Baubeginn: 05/2022 (Rohbau) / 09/2021 (Grundsteinlegung)
    • Mehr als 60 an Planung und Ausführung beteiligte Firmen, darunter u.a.
    • Projektbeteiligte Planung:
      • Objekt- und Freianlagenplanung: dan pearlman Erlebnisarchitaktur GmbH
      • Bauüberwachung: emproc Bauprojektmanagement GmbH & Co. KG
      • Haustechnik: b.i.g. bechtold INGENIEURGESELLSCHAFT MBH
    •  Projektbeteiligte Bauausführung:
      • Rohbau: Glass Ingenieurbau Leipzig GmbH
      • Metallbauarbeiten, Zaun- und Toranlagen: Metallbau Ott GmbH
      • GaLa Bau: Flöter & Uszkureit
    • Boden: 600m³ Erdaushub; 14 Bohrpfähle mit Längen zwischen 12 und 14 Metern, keine Bodenplatte in den Innenanlagen, für bessere Fußgesundheit • Wasserbecken: 8 Stück; Ø Wassertiefe 1,20m (Nashorn) – 1,50m (Tapir)
    • Der 25m hohe Turm wiegt 400 Tonnen, Stecksystem aus 68 gestapelten Elementen auf 18 Ebenen.
    • weltweit erste, 9m lange Unterwasserglasscheibe für Nashörner, 70mm dick, bestehend aus bis zu 5 Schichten. Insgesamt wurden 460m² Verbundsicherheitsglas verbaut.
    • Die Dachfläche der Anlage beträgt ca. 2.050 m2, davon sind ca. 300m2 mit intensiver Dachbegrünung ausgestattet. Solarthermie für Warmwasser auf dem Dach.
    • Ein kreisrundes ETFE-Dach mit einer Spannweite von 37m ist auf Basis einer Stahlkonstruktion mit 2 Tonnen lichtdurchlässiger Folie bespannt, die eine Tageslichtnutzung ermöglicht.
    • Die rote Betonfärbung des Turms ähnelt dem Agra Sandstein aus der nordindischen Heimat der Nashörner. Speziell entwickelte Ornamente nach dem Vorbild der Lotusblüte sind ein wiederkehrendes, verbindende Gestaltungselement.

    Öffnungszeiten

    Heute, 29. April
    9:00 - 18:30 Uhr
    Letzter Einlass: 17:00 Uhr
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    Fütterungen & Trainings

    • Alle sind satt – heute keine Fütterungen mehr
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