Sie sind da! Der mit Sehnsucht und Aufregung erwartete zweite Nachwuchs von Panda-Dame Meng Meng (11) kam am 22. August um 13:03 und 14:19 Uhr im Panda Garden des Zoo Berlin auf die Welt. Beide Jungtiere sind wohlauf und werden von ihrer Mutter und dem erfahrenen Panda-Team rund um die Uhr liebevoll versorgt. Nun heißt es: Daumen drücken für die kritischen ersten Tage.
Nachdem am 11. August bei einer Ultraschalluntersuchung zwei Herzschläge den ersten Beweis einer erfolgreichen Trächtigkeit lieferten, kamen die Zwillinge nur 11 Tage später schon zur Welt. Die Tragzeit betrug 149 Tage. Die inzwischen erfahrene Mutter wusste unmittelbar nach der Geburt, was zu tun ist. „Ich bin erleichtert, dass die beiden gesund auf die Welt gekommen sind. Die Kleinen machen einen munteren Eindruck und Mutter Meng Meng zeigt uns allen, was das Wort „Bärenliebe“ bedeutet – sie kümmert sich rührend um ihren Nachwuchs“, freut sich Tierarzt und Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. „Bei weniger als 2.000 ausgewachsenen Großen Pandas im natürlichen Lebensraum, ist jedes einzelne Jungtier ein wichtiger Beitrag zum Erhalt dieser gefährdeten Tierart. Mein herzlicher Dank geht daher an das gesamte Team im Panda Garden, das durch exzellente Vorbereitung und großes Engagement, die Basis für diesen großartigen Moment geschaffen hat.“ Bereits am 18. August hatte Wildtier-Endokrinologin Dr. Jella Wauters von der Abteilung für Reproduktionsbiologie am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung ihr Quartier im Zoo bezogen – mitsamt ihres mobilen Labors. Auch sie hat bereits mehrere Panda-Geburten begleitet und daher einige Erfahrung. Mithilfe ihrer Hormonanalysen, die sie etwa alle vier Stunden anhand von Urinproben durchführte, konnte sie das Zeitfenster für die Geburt zuletzt sehr zuverlässig vorhersagen. „Frau Wauters hat wieder einmal recht behalten mit dem Geburtstermin. Selbst mich überrascht es immer wieder, auf was für einem hohen Stand die Forschung in solchen Hormonanalyse inzwischen ist. Solch zuverlässige Vorhersagen sind nur mit einem sehr umfangreichen Wissen über den Hormonhaushalt von Großen Pandas möglich“, bestätigt Knieriem. Die Grundlage für die erfolgreiche Geburt legte eine künstliche Besamung, die am 26. März von Prof. Dr. Thomas Hildebrandt, Leiter der Abteilung für Reproduktionsmanagement am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und seiner Kollegin Dr. Susanne Holtze durchgeführt wurde.
Die Jungtiere wiegen 169g und 136g und sind ca. 14 cm lang. Wie andere Großbären auch kommen Große Pandas nahezu nackt, taub, blind und rosa auf die Welt. Die typische schwarz-weiße Pandazeichnung entwickelt sich erst später. Die Geschlechter konnten bisher noch nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Etwa die Hälfte aller Geburten in menschlicher Obhut sind Zwillinge. Da Große Pandas bei Zwillingsgeburten in der Regel nur ein Jungtier aufziehen, hat sich der Zoo Berlin in enger Abstimmung mit den Expert*innen der Chengdu Research Base of Giant Panda Breeding dazu entschlossen, Meng Meng aktiv bei der Aufzucht zu unterstützen. Die Jungtiere sind somit in einem Rhythmus von etwa zwei bis drei Stunden abwechselnd bei der Mutter, um zu trinken und werden sonst in einem kuschelig-warmen Inkubator vom Panda-Team umsorgt.
„Wir freuen uns, dass wir zwei erfahrene Kolleginnen aus der Chengdu Panda Base bei der Versorgung der Jungtiere an unserer Seite haben. Bei etwa 20 Geburten im Jahr haben sie viel mehr Erfahrung und können die Entwicklung besser einschätzen“, erklärt Biologe und Panda-Kurator Dr. Florian Sicks und beschreibt den neuen Alltag im Panda Garden: „Zusammen mit unserem Team überwachen die beiden den Inkubator und die Temperaturen der Babys, sie messen und wiegen sie – wie man es von einer Babystation in einem Berliner Krankenhaus kennt. Von dort haben wir tatsächlich auch einen Inkubator bekommen. Für diese großzügige Spende möchten wir uns ganz herzlich bei den DRK Klinken Westend bedanken. Das Gerät ist nun rund um die Uhr bei uns im Panda Garden im Einsatz und für uns ist es besonders praktisch, dass es sowohl auf Deutsch und Englisch als auch auf Chinesisch zu bedienen ist.“
Die junge Panda-Familie wird die „Kennenlernzeit“ nun erst einmal im rückwärtigen Bereich des Pandastalls verbringen und ist bis auf Weiteres nicht für die Zoo-Gäste zu sehen. Panda-Männchen sind auch in der Natur nicht in die Aufzucht der Jungtiere involviert. Daher ist Panda-Papa Jiao Qing (14) weiterhin bambusfressend und entspannt im Panda Garden zu sehen.
Hintergrund Großer Panda
Ohne Schutzmaßnahmen wäre der Große Panda mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits ausgestorben. Der Große Panda ist ein einzigartiger Spezialist mit spezifischen Bedürfnissen. Dank intensiver Maßnahmen gegen Wilderei und zur Förderung von Schutzgebieten und Verbindungskorridoren haben sich die Bestände zwar etwas erholt, jedoch wird der Große Panda auf der „Roten Liste“ der Weltnaturschutzunion (IUCN) mit knapp 2.000 Individuen im natürlichen Lebensraum als „gefährdet “eingestuft. Die Fragmentierung des Lebensraumes durch Straßen, Schienen und landwirtschaftliche Nutzflächen ist ein großes Problem für den Einzelgänger.
Im Zoo Berlin leben seit Sommer 2017 Deutschlands einzige Große Pandas. Am 31. August 2019 brachte Panda-Dame Meng Meng zwei Baby-Pandas zur Welt. Sie waren der erste Panda-Nachwuchs, der jemals in Deutschland geboren wurde. Pit und Paule verließen den Zoo Berlin im Dezember 2023 und leben seitdem in der Chengdu Panda Base in China. Im März dieses Jahres wurde nach intensiver Beobachtung und sorgfältiger Vorbereitung durch das internationale Expert*innen-Team eine künstliche Besamung bei Meng Meng durchgeführt. Weibliche Große Pandas sind im Jahr nur für etwa 72 Stunden fortpflanzungsfähig, die Zerstückelung des natürlichen Habitats erschwert es den Tieren sich zur Paarungszeit zu finden.
Zeitlicher Ablauf Großer Panda Zoo Berlin
- 5. Juli 2017 Eröffnung des Panda Garden im Zoo Berlin
- 31. August 2019 Geburt erster Panda-Nachwuchs in Deutschland – „Pit und Paule“
- 16. Dezember 2023 Rückkehr von Pit und Paule nach Chengdu, China
- 26. März 2024 Künstliche Besamung Meng Meng
- 11. August 2024 Erster Ultraschallbeweis der Trächtigkeit – zwei Herzschläge